Vom „Bombodrom“ zum Naturerbe

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Artikel: Vom „Bombodrom“ zum Naturerbe

Sielmanns Naturlandschaft Kyritz-Ruppiner Heide

Purpurrot webt die Besenheide einen üppigen Blütenteppich über den kargen Boden der Kyritz-Ruppiner Heide. Heuschrecken zirpen, Schwarzkehlchen singen, Neuntöter rufen. Tiefer Frieden liegt über der Landschaft. Das war nicht immer so. Jahrzehntelang wurde hier scharf geschossen – das Gelände diente als Truppenübungsplatz. Heute können Sie bei einer Wanderung auf den 13 Kilometer langen, ausgewiesenen Wegen den Wandel vom „Bombodrom“ zum Naturerbe erkunden.

Seit 1952 nutzten sowjetische Truppen das Gebiet als Übungsplatz. Panzer und Bomben hinterließen hier tiefe Spuren. Als Deutschland wieder eins wurde, zogen die Soldaten ab. Nun aber sollte in der Heide der größte Tiefflugübungsplatz Europas ent­stehen. Dagegen protestierte die Bürgerbewegung „Freie Heide“ ganze 17 Jahre lang – mit Erfolg: Die Bundeswehr verzichtet auf die Nutzung.

Ein wahres Natur-Juwel

2011 übernahm dann die Heinz Sielmann Stiftung rund 4.000 Hektar des einstigen Militärgeländes, um die biologische Vielfalt zu erhalten. Denn im Laufe der langen Zeit wuchs buchstäblich Gras über tiefe Furchen und Munitions­reste: Flechten und Moose – 239 verschiedene Arten haben Biologen entdeckt – sowie Besenginster und Heidekraut. Ihr Nektar lockt Insekten an, die wiederum bei Vögeln auf der Speisekarte stehen. So entwickelte sich die Kyritz-Ruppiner Heide zu einem wahren Natur-Juwel und übertrifft mit ihrem zusammenhängenden Heide-Gebiet sogar die Lüneburger Heide als eine der größten Heideflächen in Deutschland

Folgen Sie vom Bahnhof Netzeband der Dorfstraße, passieren Sie die Märkischen Höfe. Wenige Schritte weiter geht es linker Hand auf einen Feldweg, der Sie nach Rägelin bringt. Sie müssen nur den Wegweisern „grüner Balken“ folgen. Zuvor sollten Sie noch einen klitzekleinen Umweg durch Netzeband machen und die Dorfstraße hoch bis zur Temnitz­kirche laufen. Sie ist als Zentrum für Kunst und Kultur in der Region auch die charmante Kulisse für den Theatersommer Netzeband, der mit seinen spektakulären Aufführungen im angrenzenden Gutspark alljährlich große und kleine Theaterfreunde in das märkische Dorf zieht.

Auf der großen Open-Air-Natur­bühne werden klassische Stücke als Synchrontheater aufgeführt. Das Besondere daran: Die Darsteller tragen überdimensionale Masken und agieren mit großer Gestik synchron zu einer vorproduzierten Audioinstallation.

Publikum sitzt auf Stühlen und blickt auf Open-Air-Bühne, Wiese und Bäume
Theatersommer Netzeband

Rastplätze laden zum Verweilen ein

Nun geht es weiter nach Rägelin. Laufen Sie nicht zur Hauptstraße, sondern folgen Sie den Feldwegen am westlichen Dorfrand. Dann passieren Sie eine hölzerne Mahnsäule, die der Künstler Wolfgang Dicks schuf. Sie wurde bei der 76. Protestwanderung im Jahre 2002 zur Freien Heide aufgestellt und zeigt die berühmten drei Affen, die sich Augen, Ohren und Mund zuhalten.

Die Dorfstraße führt Sie nun zur Rägeliner Dorfkirche, einem sehenswerten Fachwerkbau mit Holzturm aus dem Jahre 1697. Folgen Sie weiter der wenig befahrenen Mühlenstraße und biegen Sie nach links Richtung Pfalzheim ab. Es geht vorbei an Feldern und durch die typischen Brandenburger Kiefernwälder. Dann ist der winzige Ort erreicht. Am Parkplatz geht es nun auf aus­geschilderten Wegen in Sielmanns Naturlandschaft Kyritz-Ruppiner Heide.

Durch die Abriegelung des Geländes und seine militärische Nutzung entstanden hier verschiedene Lebensräume für Pflanzen und Tiere wie Trockene Sandheiden, Dünen, Eichen- und Buchenwald. Rastplätze laden zum Verweilen ein, Schilder weisen den Weg und informieren über die Landschaft und ihre Entwicklung. Kutschunternehmen bieten Touren mit Kutsche und Kremser durch die Heidelandschaft an, die sich im August und September in vollster Blüte zeigt.

Öffnen Sie einfach Augen und Ohren und entdecken Sie die kleinen Wunder dieser einst geschundenen Landschaft. Zurück nach Netzeband geht es anschließend auf dem gleichen Weg – mit gemütlicher Wanderpause im Restaurant „Clavis“. Es hat am Freitag ab 17 Uhr und am Wochenende von 12 bis 20.30 Uhr geöffnet – und verwöhnt die Gäste mit regionalen Produkten.

Tipps für den Ausflug

    sielmann-stiftung.de/naturerleben/kyritz-ruppiner-heide
    kyritz-ruppiner-heide.de

   

  • 27. August | Heidefest in Pfalzheim.

Ab 11 Uhr vormittags erleben Besucher:innen buntes Markttreiben mit vielen regionalen Besonderheiten. Abends ist Tanz.

  •     28. August | Kunstmarkt Netzeband.

Von 11 bis 18 Uhr kann im Gutspark Handwerk und Kunst bestaunt werden. Zur Stärkung locken Köstlichkeiten aus der Region.

„Baba Jaga“, ein Märchenspektakel für die ganze Familie, wird immer sonntags um 15 Uhr gespielt.

Das Stück „Metropolis“ läuft freitags und samstags jeweils um 20.30 Uhr.


Anreise

Hinfahrt: z. B. mit dem RE6 um 9.22 Uhr vom Bahnhof Berlin-Spandau bis Netzeband
Fahrzeit: 1 Stunde 18 Minuten
Rückfahrt: z. B. mit dem RE6 um 18.12 Uhr vom Bahnhof Netzeband bis Berlin-Spandau (Für Theaterbesucher:innen fährt der letzte Zug um 22.14 Uhr.)
   

Ticket-Tipp

Die einfache Fahrt im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) kostet 10,70 Euro.

Im noch bis Ende August andauernden Aktionszeitraum empfiehlt sich das bundesweit gültige 9-Euro-Ticket. Damit kann eine Person für 9 Euro je Monat deutschlandweit im Nahverkehr fahren.