Artikel: Mit Dampflok „Else“ auf Tour
Frühlingsfest im Betriebswerk Schöneweide: Schätze aus über 100 Jahren Bahngeschichte
„Wie schnell darf ich mit dem Zug in den Bahnhof einfahren?“ – „Kann ich eine Vollbremsung machen?“ – „Bin ich megagut gefahren?“ Der Andrang am Zugsimulator von DB Regio Nordost war groß im Betriebswerk. Lokführer Mario Barde und seine Kolleg:innen beantworteten Fragen von Groß und Klein, die einen Zug virtuell steuern oder einen Blick in den Führerstand des „echten“ Regionalexpress werfen wollten.
Auch der fünfjährige Noel war begeistert. „Er kann schon alle Baureihen auswendig. Bei uns zu Hause sind statt Teddys Bahnbücher angesagt“, erzählt seine Mutter. Gleich um die Ecke konnten die Besucher:innen die historischen Züge des Vereins „Dampflokfreunde Berlin“ live erleben. Ein besonderes Highlight: Else, die schnaufende und schwarzglänzende Lok der Baureihe 52 8177-9, präsentierte sich auf der Drehscheibe einem begeisterten Publikum.

Gemeinsam mit anderen Zügen stimmte sie ein lautes Pfeifkonzert an – und bekam jede Menge Applaus. Kein Wunder, schließlich ist die große alte Dame 136 Tonnen schwer und 1.600 PS stark. „Sehr beeindruckend, diese Technik von früher“, fand Eisenbahnfan Marcin, der extra aus Polen gekommen war, um das Fahrzeug in Aktion zu filmen. Wer Lust hatte, konnte mit der Dampflok eine Nostalgiefahrt durch Berlin antreten – oder mit einem der anderen Züge fahren, die beim Frühlingsfest auf der Schiene unterwegs waren.
„Ich drehe gleich in der roten Ferkeltaxe eine Runde auf der Ringbahn“, freute sich Besucherin Heidi. „Als Kind bin ich mit ihr von Strausberg nach Herrensee gefahren.“ Das DDR-Kultfahrzeug war extra zum Frühlingsfest aus Neustrelitz angereist. Seinen Spitznamen soll es bekommen haben, weil früher auf dem Land Federvieh und Schweine in den Fahrzeugen transportiert wurden. „Die Baureihe wird aber auch Rüttelplatte genannt“, erklärt Lokführer Johannes Kugler von DB Regio Nordost schmunzelnd. „Und das passt: In den Wagen ohne Federung wird man richtig durchgeschüttelt.“
Mit der Feldbahn auf großer Tour
Viel Spaß hatten auch die kleinsten Besucher:innen des Festes: Sie gingen mit der Feldbahn auf große Tour auf dem denkmalgeschützten Gelände. Wer bei so viel aufregenden Erlebnissen Hunger bekam, konnte sich mit Würstchen oder Erbensuppe im Biergarten stärken.
Vornehm ging es dagegen im Speisewagen WRü zu, der einst für die berühmte Mitropa gebaut wurde: die Mitteleuropäische Schlafwagen- und Speisewagen-Aktien- Gesellschaft. Hier konnten die Besucher:innen „à la Carte“ speisen und den Charme der dreißiger Jahre auf rotgepolsterten Holzbänken genießen, samt Porzellan und weißen Tischdecken.

Souvenir gefällig? Im Inneren des Lokschuppens lud ein bunter Markt dazu ein, Bahnbücher, Signallampen, Schilder, Modelleisenbahnen und vieles mehr zu erstehen – schöne Erinnerungen an ein wunderbares Frühlingsfest in Schöneweide.
Text: Kristin Lübcke, punkt 3, 22.05.2025