„Rum & Rollmops“ und andere Schätze

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Stralsund hat viel mehr als Backsteingotik zu bieten

Dieser Stadtrundgang hält einige Besonderheiten bereit: Die UNESCO-Welterbe-Stadt Stralsund hat nämlich neben ihrem wunderschönen historischen Stadtkern mit imposanter Stadtmauer, Kirchen in Backsteingotik und Rathaus mit Hingucker-Giebel obendrein Fischköppe-Skat zu bieten. Auch Naschkatzen kommen beim Bummel auf ihre Kosten! Einige Highlights der Stadt, die sich mit der Ostsee und ihren Bewohner:innen beschäftigen, werden bereits in der App-Tour „Blaue Wunder in Stralsund“ vorgestellt. Darunter das Meeresmuseum und das Ozeaneum – einfach mal nachschauen.

Die erste Station der Tour ist der historische Speicher einer einstigen Dampfmühle. Hier fand die Stralsunder Spielkartenfabrik ihr Domizil, die wochentags von 11 bis 13 Uhr und von 15 bis 19 Uhr besichtigt werden kann. Schon anno 1765 erhielt ein Stralsunder Graveur die alleinige Konzession für eine Spielkartenfabrik. Und das Geschäft lief prächtig. Mehrere Fabriken entstanden, andere wurden aufgekauft.

Zwei Männer halten Druckbögen in der Hand, darauf zu sehen sind Spielkarten.
Dabei sein, wenn Spielkarten gedruckt werden.

Hier erfahren Besucher:innen auch, dass die Stralsunder einst mit der berühmten Altenburger Spielkartenfabrik verbandelt war. Wie wärs mit einer Führung? Diese kann vorab unter spiefa.de/fuehrung gebucht werden. Oder man erwirbt ein paar handgefertigte Spielkarten aus der Werkstatt, wie „Skat für Fischköppe“ oder „Rum & Rollmops“, ein Strategiespiel für zwei bis sechs Spieler:innen. Übrigens: Jeden ersten Samstag im Monat findet von 11 bis 16 Uhr eine Linotype-Druck-Demonstration statt.

Von den Spielkarten geht es weiter zum Stralsund Museum, das bereits 1924 sein Domizil im ehemaligen Dominikanerkloster St. Katharinen fand – eines der wenigen Klöster Norddeutschlands, deren gotische Substanz fast vollständig erhalten blieb. Es wurde 1858 gegründet. Grundstein für die Sammlungen des Stralsund Museums waren die Kunstschätze des schwedischen Generalgouverneurs Axel Graf von Löwen, die er anno 1761 der Stadt Stralsund testamentarisch vermacht hatte.

Zeitreise durch 600 Jahre Kulturgeschichte

Bis 2026 wird das Museum im Katharinenkloster barrierefrei umgebaut und kann in dieser Zeit nicht besichtigt werden. Die gute Nachricht aber ist: Das Stralsund Museum hat drei Standorte. Das ehemalige Krämerhaus in der Mönchstraße 38 gehört dazu und ist geöffnet. Es lädt ein zu einer Zeitreise durch 600 Jahre Kulturgeschichte. Vom Keller bis zum Speicherboden können Jung und Alt das mittelalterliche Gebäude durchstöbern und Spuren der einstigen Bewohner:innen entdecken. Wozu dient das Aufzugsrad? Wie wusch man früher Wäsche ohne Waschmaschine? Und wie wurde überhaupt so ein Giebelhaus gebaut? Auf diese und andere Fragen findet man hier Antworten.

Die Mönchstraße führt anschließend zur Mühlenstraße mit den prächtig geschmückten Giebelhäusern – und damit dem Kerngebiet des UNESCO-Welterbes. Die Häuser aus Backstein sind charakteristisch für die mittelalterliche Bebauung. Unten in den Häusern befanden sich einst die Wohn- und Geschäftsräume, darüber die Speichergeschosse. Noch heute zeugen die schön sanierten Fassaden von der Bedeutung der Stadt während der Hansezeit.  

Blick auf das Stralsunder Rathaus mit prächtiger Fassade aus rotem Backstein.
Rathaus und Nikolaikirche

Am Alten Markt berät die Tourismuszentrale die Gäste der Stadt, laden Restaurants und Cafés zum genüsslichen Verweilen ein, präsentiert sich das Rathaus als Wahrzeichen der Stadt. Gleich daneben erhebt sich majestätisch die Nikolaikirche. Es lohnt sich, einen Blick ins Innere zu werfen.

Weiter geht’s dann ans Wasser! Entlang der Badenstraße kommt man zum Strelasund, dem Meeresarm der Ostsee zwischen Stralsund und der Insel Rügen. Auf der Hafeninsel gibt es jede Menge zu sehen und zu entdecken. Hier steht auch das futuristisch anmutende Ozeaneum mit seinen riesigen Aquarien, in dem man auf Unterwasserreise gehen kann. 

Blick in eine Straße mit alten Giebelhäusern.
Blick in eine Straße mit alten Giebelhäusern.
Quelle: Bahnfrend, Wikipedia
In der Mühlenstraße

Von hier ist es nicht weit zum Heilgeistkloster-Gelände mit den schmucken Fachwerkhäusern und der Kirche. Erstmals erwähnt wurde das Kloster 1256. Ältester Teil des Hospitals ist die Heilgeistkirche. Sie war vor 1945 Garnisonskirche und wird heute als Gotteshaus für die Heilgeist-Jakobigemeinde genutzt. Über den Frankenwall am Frankenteich – ein Stück grüne Lunge der Stadt – geht es zurück Richtung Bahnhof. 

Zuvor aber passiert man die evangelische Pfarrkirche St. Marien. Steigt man die 366 Stufen auf der steinernen Wendeltreppe und die schmalen Holzstiegen des 104 Meter hohen Turms hinauf, genießt man zum Abschied einen tollen Blick über die Stadt, auf Rügen, Hiddensee und die Ostsee.

Tipp für ein Mitbringsel

Vis-à-vis vom Bahnhof befindet sich das „Hotel Am Jungfernsteig“. Hier wird in einer Manufaktur feines Marzipan hergestellt, das man in der Hotel-Lobby erwerben kann. Vielleicht ist das genau das richtige Souvenir? Oder man versüßt sich mit ein paar Marzipanpralinen einfach selbst die Heimreise.

stralsunder-marzipan.deStralsunder MarzipanmanufakturJungfernstieg 1 b, 18437 StralsundÖffnungszeiten: Mo–So 7–22 Uhr

Anreise

  • Hinfahrt: z. B. mit dem RE5 um 7.47 Uhr ab Berlin Hbf bis Stralsund Hbf
  • Fahrzeit: rund drei Stunden
  • Rückfahrt: z. B. um 18.16 Uhr

Ticket-Tipp

Mit dem STADT-LAND-MEER-TICKET kommen Reisende für 44 € nach Stralsund – und auch wieder zurück. Außerdem fahren bis zu drei Kinder im Alter von sechs bis einschließlich 14 Jahren in Begleitung kostenlos mit. Weitere Informationen sind auf dbregio-berlin-brandenburg.de unter > Tickets-Tarife > STADT-LANDMEER-TICKET zu finden.

Wer das Deutschland-Ticket nutzt, kommt auch damit bis nach Stralsund.

Weitere Informationen hier: bahn.de/brandenburg | bahn.de/mv

Tipps für den Ausflug

Marienkirche Stralsundim Dezember: Di–So 11–15 Uhr (Turmbesteigung innerhalb der Öffnungszeiten möglich, letzter Aufstieg: 14.30 Uhr)

Rathaus StralsundWeihnachtsmarkt im gotischen Gewölbekeller: täglich (bis 22. Dezember) 11 – 20 Uhr | Weitere Infos hier: stralsunderweihnachtsmarkt.de/rathauskeller

Kirche St. NikolaiBläsermusik im Kerzenschein: 21. Dezember16 + 18 Uhr | Eintritt: 1 €

Text: terra press, punkt 3, 04.12.2025