„Ich empfinde Bahn fahren als sehr komfortabel“

Zum Inhalt springen

Artikel: „Ich empfinde Bahn fahren als sehr komfortabel“

Horst Evers verrät, warum er besonders gerne mit dem Zug unterwegs ist

Wir konnten Kabarettist und Autor Horst Evers als Tester für die neu umgebauten Talent 2-Züge gewinnen, die ab Dezember 2022 auf verschiedenen Strecken in Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern unterwegs sein werden.

Der in Berlin lebende Evers taucht ab sofort in kurzen Videos auf, mit denen der Umbau der Züge begleitet wird. Im Interview spricht der 54-Jährige über ein Leben ohne BahnCard100, sein Lieblingsessen auf Reisen und bei welcher Strecke er immer aus dem Fenster gucken muss.

Herr Evers, in einem Ihrer Videos für DB Regio Nordost bezeichnen Sie sich selbst als routinierten Bahnfahrer. Warum ist die Bahn das Verkehrsmittel Ihrer Wahl?

Horst Evers: Ich liebe die Bahn einfach. Normalerweise ist es ja so, dass ich viel auf  unterschiedlichen Bühnen stehe – und da ist es total praktisch für mich, mit der Bahn zu fahren. Ich empfinde diese Art des Reisens als sehr komfortabel. Außerdem habe ich das Glück, dass ich sehr gut in der Bahn arbeiten und schreiben kann. Zu Hause werde ich viel schneller abgelenkt. Und die Fahrten sind für mich auch erholsamer, als wenn ich die ganzen Strecken mit dem Auto zurücklegen würde. Mit der Bahn komme ich abends ausgeruht an meinen Auftrittsorten an.

Wie legen Sie dann am liebsten das letzte Stück vom Bahnhof zum Hotel zurück?

Horst Evers: Ich habe mir angewöhnt, dieses Stück zu laufen. Weil ich so auch mehr von den  Orten selbst sehe. Noch so ein Vorteil, wenn man mit der Bahn ankommt: Würde ich Auto fahren, hätte ich nur das Stück vom Parkplatz bis zur Rezeption.

Für alle Neugierigen: Trifft man Sie in der 1. oder in der 2. Klasse?

Horst Evers: Mittlerweile bin ich in der 1. Klasse unterwegs. Weil ich den Zug eben sehr als verlängertes Büro nutze. Und da ist es mir während der Berufsverkehrszeiten irgendwann zu voll geworden. Ich nutze gefühlt schon immer die BahnCard100 – ich hatte sie sogar schon, als sie noch anders hieß. (lacht) Dieses Jahr im Januar habe ich sie erstmals seit 15 oder 16 Jahren nicht verlängert. Das war ein sehr irritierendes Gefühl. Ich habe verlernt, Fahrscheine zu kaufen, die man anschließend auch noch entwerten muss. Ich merke schon nach ein paar Monaten, dass ich für ein Leben ohne die BahnCard100 einfach nicht mehr gemacht bin. (lacht)

Was darf bei keiner Ihrer – zum Teil sicher auch sehr langen – Zugreisen fehlen?

Horst Evers: Früher war es der Laptop, um zu schreiben, heute ist es das Tablet. Das zu vergessen, wäre bitter, weil ich damit wirklich alles erledige – auch einen Film oder eine Serie zwischendurch schauen. Und ich habe nach wie vor immer ein Buch dabei, denn ich mag es sehr, in der Bahn zu lesen. Ich gehöre wahrscheinlich auch zu den wenigen Personen, die sich freuen, wenn das WLAN mal nicht funktioniert. Denn dann habe ich richtig frei und kann die Zeit nutzen, um mit einem Buch zu entspannen.

Horst Evers sitzt in einem frisch umgebauten Triebfahrzeug des Typs Talent 2
Horst Evers im frisch umgebauten Talent 2 Fahrzeug


Wie sieht es beim Thema Proviant aus: Sind Sie eher ein Stullenschmierer oder decken Sie sich unterwegs ein?

Horst Evers: Ich gehöre tatsächlich zu diesen schwierigen Mitfahrern, die ein komplettes Buffet an ihrem Platz ausbreiten. (lacht) Ich schäle dann auch frische Äpfel, habe Brot und zum Beispiel Käse dabei. Und freue mich, wenn ich dazu den Kaffee aus dem Bordbistro genießen kann.

Haben Sie in all der Zeit auf der Schiene eine Lieblingsstrecke für sich entdeckt?

Horst Evers: Es gibt zwei Strecken, bei denen es mir schwerfällt, zu arbeiten oder zu  lesen. Zum einen ist das die Strecke von Köln/Bonn über Koblenz bis nach Mainz. Sie führt direkt am Rhein entlang und dort ist es landschaftlich irrsinnig schön. Zum anderen mag ich den Weg durch die Sächsische Schweiz, wenn man in Richtung Prag unterwegs ist. Auch da habe ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich nicht aus dem Fenster schaue.

Bei so viel Lob für die Bahn haben Sie doch sicher keine Sekunde gezögert, als die Anfrage kam, einen Fahrzeugumbau als Tester zu begleiten, oder?

Horst Evers: Nein, denn mit der Anfrage habe ich natürlich die Chance gesehen, auch mal einen Blick an Orte werfen zu können, die ich sonst nicht ohne Weiteres gesehen hätte – wie

beispielsweise die großen Werkstätten. Mein Interesse, einen solchen Umbau so nah mitzuverfolgen, war schnell geweckt. Nun haben wir im Dezember mit der Dokumentation der Umbauten begonnen und waren bislang vor allem mit den neuen WCs zugange. Ich bin gespannt, was mich noch alles erwartet – und freue mich, wenn die Dreharbeiten weitergehen können.

Im Januar ist Ihr neues Buch „Wer alles weiß, hat keine Ahnung“ erschienen. Woher nehmen Sie Ihre Inspiration?

Horst Evers: Überall, wo ich sie nur kriegen kann. Das gestaltet sich jetzt natürlich schwieriger, weil ich sehr viel weniger unterwegs bin und nicht viel sehe. Deshalb merkt man den Geschichten, die jetzt entstehen, eher den häuslichen Blick aus dem direkten Umfeld an – wo es vorher ein kompletter Blick war. Aber ich nehme grundsätzlich alles, was ich sehe und erlebe, für meine Geschichten.

Wie holen Sie sich momentan, wo Sie nicht auf Lesereise sein können, Rückmeldungen Ihrer Leser ab?

Horst Evers: Es kommt über Kommentare im Internet zwar etwas an Feedback zurück, aber das ist natürlich nicht dasselbe wie am Büchertisch nach Lesungen. Dort kommt man direkt mit den Leuten ins Gespräch und ich habe festgestellt, dass ich 99 Prozent dieser Menschen wirklich total mag und mich gerne mit ihnen unterhalte. (lacht) Das fehlt mir also und ich wäre froh, da wieder mehr Nähe haben zu dürfen.


Interview und Text: Punkt3