Artikel: Oliver Funke ist Bahn-Influencer aus Leidenschaft
Kugelschreiber, Tablet, Führerschein, Brille, Taschenkalender, Warnweste, Handlampe, Kuppelhandschuhe, Deo, Taschentücher, Fahrzeugschlüssel, Sushi-Stäbchen und ein DDR-Eisenbahn-Atlas für Ostdeutschland. „Falls ich mich mal auf den Schienen verirre“, erklärt Lokführer Oliver Funke von DB Regio Nordost schmunzelnd.
Auf Instagram dürfen seine Follower:innen online einen – nicht ganz ernst gemeinten – Blick in seinen schwarzen Dienstrucksack werfen. Der 35-Jährige postet seit 2012 in seiner Freizeit hier Witziges und Spannendes aus seinem Arbeitsalltag. „Ich will die besonderen Momente und Erfolge festhalten. Für Freunde, Fahrgäste, Eisenbahnfans oder Kolleginnen und Kollegen“, sagt Funke.
Eigener Lehrgang für jede Baureihe
Seit Kurzem besitzt er zum Beispiel die sogenannte Baureihenberechtigung für einen nagelneuen Batterietriebzug, der mit grünem Strom versorgt wird. „Anders als beim Auto ist es bei uns nicht mit einem Führschein für alle Fahrzeugmodelle getan“, erklärt Funke. „Ich muss für jede Baureihe, die ich fahre, zusätzlich einen eigenen Lehrgang absolvieren. Dazu kommen Prüfungen in Theorie und Praxis.“
Elf verschiedene Baureihenberechtigungen hat er mittlerweile in der Tasche. Zum Beispiel für die Elektrolokomotive Baureihe 112. Orientrot mit weißem „Lätzchen“ an der Front, Baujahr 1991. „Bei dieser älteren Lok gibt es noch einen riesigen Maschinenraum, in dem ich kleinere Reparaturen selbst durchführen kann – etwa den Tausch einer Sicherung“, erzählt er.

In modernen Zügen ist viel mehr Computertechnik verbaut. Displays und Anzeigen im Führerstand erleichtern den Lokführerinnen und Lokführern ihren Job. „Die neueren Fahrzeuge nehmen uns viel Arbeit ab. Sie testen zum Beispiel selbst, ob ihre Bremsen funktionieren, kuppeln sich automatisch an einen anderen Zug oder stellen die richtige Farbe der Fahrzeugsignallichter ein“, erklärt Funke.
Aber auch die jüngeren Baureihen fahren sich nicht von allein. Hier ist ebenfalls Büffeln angesagt, bevor die Fahrberechtigung erteilt wird: Wie lässt sich die Software des Zuges auf den Displays bedienen? Wo kann der:die Lokführer:in Bremsstörungen beheben? Und egal, ob älteres oder neueres Baujahr: Bei den Lehrgängen steht das Thema Sicherheit stets im Vordergrund – vom Berechnen der Bremskräfte bis zum korrekten Schließen der Türen.
Besonders gut kommen die "Memes" an
„Es ist herausfordernd und abwechslungsreich, sich fit für neue Fahrzeuge zu machen.“ An seinem Job mag Funke außerdem die Vielfalt der Strecken, auf denen er im Nordosten unterwegs ist: „Etwa die Fahrt zwischen Berlin und Rostock mit ihrer schönen Landschaft. Großstadt, Müritz, Meer. Da ist alles dabei.“
Hat er Pause oder ist sein Dienst vorbei, macht er Fotos und Videos für seine Follower:innen. Besonders gut kommen seine „Memes“ an – witzige Fotos, Videos oder Aktionen, bei denen er kleine Begebenheiten aus dem Bahnalltag in lustige Szenen oder als „Mini-Onlineplakate“ verpackt. Stolz ist Funke dabei auf seine Aktion „Lieblingszugpersonal“: Auf Instagram konnten seine Follower:innen bei dem Lokführer kleine Schokoladentäfelchen frei Haus „bestellen“ und an ihre:n Lieblings-Lokführer:in oder Lieblings-Zugbegleiter:in bei DB Regio verteilen.

Er selbst ist mittlerweile der Liebling von fast 2.800 Follower:innen auf Instagram. Zu finden unter @deutschebahn_memes oder @olvrfnk. Da kann es schon mal vorkommen, dass er auf der Straße erkannt wird – und sich jemand ein Selfie mit ihm wünscht. Neulich gab es am Flughafen BER sogar einen Blumenstrauß. „Ein schönes Zeichen der Wertschätzung“, freut sich der Bahn-Influencer.
Text: Kristin Lübcke, punkt 3, 11.09.2025