Fast wie eine Burg – und doch eine Stadt

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Zweistündiger Rundgang durch den historischen Stadtkern von Gransee

„Gransee war eine feste Stadt, vielleicht die festeste der Grafschaft Ruppin”, so schrieb Theodor Fontane in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg”. Noch heute umgibt die sechs Meter hohe Stadtmauer mit Wiekhäusern und dem mächtigen Ruppiner Tor den Ort. 

Bei einem Bummel durch den historischen Stadtkern entdeckt man viele frisch sanierte Fassaden der Bürgerhäuser und das berühmte Denkmal für die beliebte Preußen-Königin Luise. Für alle, die gern Spuren der Geschichte folgen und sich an alter Architektur erfreuen, ist Gransee ein schöner Ausflugstipp. Es gibt auch ein paar kleine Geschäfte, Cafés und Gaststätten für eine Pause zwischendurch. 

Außenansicht St. Marien-Kirche Gransee, Blick von hinte auf das Kirchenschiff
St. Marien-Kirche Gransee

Rund 1,5 Kilometer sind es zu Fuß vom Bahnhof in die Rudolf-Breitscheid- Straße – die Einkaufsstraße im Zentrum von Gransee. Der Weg führt vorbei an Einfamilienhäusern in der Koliner Straße, entlang der Berliner Straße bis zur Mauerstraße. Hier geht es Richtung Norden ein Stück entlang der Stadtmauer und weiter auf die Rudolf-Breitscheid-Straße, die bis zum Kirchplatz mit der Stadtkirche St. Marien führt (Besichtigung in der Herbst-/Wintersaison nach Absprache unter 03306-2676).

Der dreischiffige spätgotische Backsteinbau ist ein markantes Wahrzeichen der Stadt. Die Kirche ist wertvoll ausgestattet mit einem Schnitzaltar, einem Altargemälde und einer prachtvollen Orgel. Sie war das letzte Werk des berühmten Orgelbaumeisters Joachim Wagner, einem Schüler Gottfried Silbermanns. Eine Besonderheit sind die beiden Kirchtürme:Einer aus Holz, der andere aus Stein. Im steinernen Turm befinden sich die „vier Glocken mit dem harmonischen Geläut“ wie Fontane schon sagte.

Großer Stadtbrand 1711

Wer die 180 Stufen des steinernen Turms erklimmt, dem liegt Gransee zu Füßen – im schönsten Schachbrettmuster. Nach dem großen Stadtbrand von 1711 wieder aufgebaut, prägt dieser exakte Grundriss noch heute das Bild. Sehr gut zu erkennen ist der fast geschlossene Ring der Stadtmauer. Wer einst zur Bauzeit im 13. und 14. Jahrhundert zu Markttagen in die Stadt wollte, musste Steine mitbringen …

Nun geht es weiter auf der Rudolf-Breitscheid-Straße zum Schinkelplatz. Hier steht das wohl berühmteste Bauwerk der Stadt: das Denkmal für die Königin Luise. Es erinnert an die Überführung der mit nur 34 Jahren verstorbenen beliebten Preußischen Königin. Da die Strecke vom Sterbeort in Mecklenburg nach Berlin nicht an einem Tag zu bewältigen war, machte der Trauerzug in Gransee Station, wo der Sarg auf dem Markt, dem heutigen Schinkelplatz, für eine Nacht aufgebahrt wurde.

Königin-Luise-Denkmal in Gransee: Sarkophag mit Krone auf einem Sockel.
Königin-Luise-Denkmal

Die Granseeer:innen wollten ihrer Königin an dieser Stelle ein Denkmal setzen und sammelten Spenden. Ein Jahr nach ihrem Tod wurde das nach einem Entwurf von Karl Friedrich Schinkel entstandene Denkmal eingeweiht. Als wäre die Königin hier begraben, zeigt es einen Sarkophag mit Krone auf einem Sockel, der von einem filigranen Baldachin gegen Wind und Wetter geschützt wird. Ihre letzte Ruhestätte aber fand die Königin im Mausoleum im Schlosspark Charlottenburg in Berlin.

Der Rundgang geht weiter auf der Rudolf-Breitscheid-Straße bis zur Hospitalstraße. Wie der Straßenname verrät, befanden sich hier einst zwei Spitäler. Die Mauern der Kapelle überstanden den Stadtbrand von 1711. Das Gebäude zählt zu den ältesten der Stadt und beherbergt heute das Heimatmuseum mit Touristinformation.

Die Geschichte vom "falschen Waldemar"

Das Heimatmuseum erzählt mit liebevoll gestalteten Dioramen und einem Stadtmodell um 1930 anschaulich aus der Stadtgeschichte. Ein Siechenzimmer aus der Zeit der Hospitalnutzung des Gebäudes und ein Königin-Luise-Salon vervollständigen die Ausstellung. Über das Heimatmuseum werden auch Stadtführungen organisiert und können dort vorbestellt werden. Das Fahrrad und/oder Gepäck kann während eines Stadtbummels dort untergestellt werden (zu den Öffnungszeiten Di–Fr 10–16 Uhr, Sa 12–16 Uhr, gransee-info.de).

Wer das Heimatmuseum besucht, sollte sich dort auch den Schlüssel für den benachbarten, begehbaren Pulverturm in der Hospitalstraße ausleihen und sich unbedingt die Geschichte vom „falschen Waldemar” erzählen lassen. Denn gleich gegenüber befinden sich das imposante Ruppiner Tor und das kleinere Waldemartor. Sie sind Teil der 1.750 Meter langen und fast vollständig erhaltenen Stadtmauer von Gransee. Das Ruppiner Tor in schönster spätgotischer Backsteinarchitektur ist ein echter Hingucker und beherbergt im Torgebäude eine Galerie mit wechselnden Ausstellungen. 

Blick von oben auf das ehemalige Franziskanerkloseter Gransee.
Ehemaliges Franziskanerkloster Gransee

Daneben befindet sich noch eine einfache Durchfahrt, das sogenannte Waldemartor. Im 14. Jahrhundert fielen die Granseer:innen auf die Schwindeleien eines „falschen Waldemar“ herein. Zur Strafe mussten sie das Tor, durch das dieser ungehindert in die Stadt gelangte, zumauern und daneben ein kleineres Tor in die Stadtmauer schlagen. Erst 1818 gestattete der preußische König die Öffnung des alten Stadttores.

Der Rundgang geht nun die Hospitalstraße hoch, überquert die Baustraße und führt auf der Klosterstraße zum einstigen Franziskanerkloster, das lange Zeit das Stadtleben prägte. Mit der Reformation wurde der Klosterbetrieb aufgehoben. Im Jahr 1561 erhielt die Stadt das Klostergebäude mit der Auflage, hier eine Schule einzurichten – bis 1963 wurde unterrichtet. Heute sind nur noch Reste erhalten. 

Ausstellung zur Stadtsanierung

In einem der Gebäude gibt eine Ausstellung Einblicke in die gelungene Stadtsanierung. Der Weg zurück zum Bahnhof führt über Klosterstraße, Hirtenstraße und Mauerstraße zum großen Kreisverkehr an der B 96. Man läuft ein Stück auf der Templiner Straße und biegt dann nach rechts in die Mühlenstraße, die in die Bahnhofstraße mündet. So schließt sich der Kreis an diesem geschichtlich spannenden Ausflugstag. 

Anreise

  • Hinfahrt: z. B. mit dem RE5 um 9.47 Uhr ab Berlin Hauptbahnhof bis Bf Gransee
  • Fahrzeit: 48 Minuten
  • Rückfahrt: z. B. um 17.23 Uhr

Ticket-Tipp

Der Einzelfahrausweis von Berlin nach Gransee kostet pro Strecke 9,10 €. Ab zwei Reisenden lohnt sich das Brandenburg-Berlin-Ticket (BBT). Es gilt Mo–Fr von 9 Uhr bis 3 Uhr des Folgetages sowie Sa+So und an Feiertagen von 0 Uhr bis 3 Uhr des Folgetages. Es kostet 35 € und kann von Gruppen bis zu fünf Personen genutzt werden. Darüber hinaus können bis zu drei Kinder im Alter von sechs bis 14 Jahren kostenlos mitgenommen werden.

Wer das Deutschland-Ticket nutzt, kommt auch damit bis nach Gransee.

Weitere Informationen hier: bahn.de/brandenburg | vbb.de

Tipp für den Ausflug

Der Historiker Carsten Dräger bietet Führungen im historischen Gewand an. Die Tour „Gransee entdecken und erleben“ startet am Luisen-Denkmal auf dem Schinkelplatz. Eine Voranmeldung ist telefonisch unter 033083-80201 oder per E-Mail an carsten.f.draeger@gmail.com erforderlich. Die Führung kostet 5 € pro Teilnehmer:in ab 16 Jahren und beinhaltet eine Besichtigung der Kirche.

Text: terra press, punkt 3, 06.11.2025