Das größte trojanische Pferd der Welt

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Artikel: Das größte trojanische Pferd der Welt

Hansestadt Stendal mit Backsteingotik und Domschätzen

Stendal im nördlichen Sachsen-Anhalt hält so manche Überraschung parat: Die Stadt ist zwar die größte der Altmark, doch dank Wallanlagen und dem Fluss Uchte auch schön grün. Im alten Stadtzentrum trotzen ehrwürdige Bauten der norddeutschen Backsteingotik dem Zahn der Zeit, seit die Hansestadt im 15. Jahrhundert ihre Blüte erlebte.

Keine zehn Minuten zu Fuß sind es vom Stendaler Hauptbahnhof in die Altstadt. Hier erfahren Sie, was es mit dem begehbaren, 15 Meter hohen trojanischen Pferd – dem größten der Welt – auf sich hat. Sie erleben Glas in seiner schönsten Vollendung und stehen plötzlich Auge in Auge mit Tiger, Bär und Co. Der Stendaler Tiergarten macht's möglich. Der Ausflug ist also auch für Familien mit Kindern eine gute Idee.

Zwei der vier Haupttore stehen bis heute

Die Bahnhofstraße führt linker Hand zur Beckstraße, der Sie in nördlicher Richtung folgen. Sie überqueren die Uchte und passieren die Wallanlagen. Diese einstige Stadtbefestigung mit Mauer und Wall umschließt noch immer fast vollständig den Ort. Zwei der vier Haupttore stehen bis heute: das Uenglinger Tor mit dem schmuckvollen, fast 28 Meter hohen, Turm im Norden und das Tangermünder Tor hier im Süden – die Hospitalstraße bringt Sie hin. 

Nur wenige Schritte sind es vom Tor zum einstigen Katharinenkloster. Hier informiert das Altmärkische Museum über Stendals Aufstieg und Blüte im Mittelalter. Bereits seit 1888 gibt es die Sammlung, zu der sakrale Plastiken, Stendalisches Silber und Informationen zu altmärkischen Persönlichkeiten gehören. Im Klostergarten entdecken die Besucher:innen Kräuterbeete, alte Obstsorten, Hopfen und den Schattengarten.

Dom St Nikolaus Stendal.
Dom St Nikolaus Stendal.

Laufen Sie die Hospitalstraße nun zurück und passieren Sie nach wenigen Metern mit dem Pulverturm den letzten erhaltenen Wehrturm der Stadt. So gelangen Sie zum Dom St. Nikolaus mit seinen berühmten farbigen Glasfenstern. Der Dom gehört zu den bedeutendsten Bauwerken der norddeutschen Backsteingotik. Die heutige gotische Stiftskirche – eine dreischiffige Halle – entstand im 15. Jahrhundert. Hinweis: Der Dom ist ab November geschlossen und nur von außen zu besichtigen.

Die Straße Am Dom führt anschließend zur Hallstraße, die Sie nun direkt zum Markt bringt. Das Rathaus zeigt einen Stilmix von Anfang des 15. Jahrhunderts bis Ende des 19. Jahrhunderts und beherbergt die älteste profane Schnitzwand Deutschlands von 1462. Hier ist auch die Tourist-Information zu finden. Über den Marktplatz wacht der sieben Meter große steinerne Roland, eine Kopie des Originals von 1525, oft als Zeichen für die Rechte der mittelalterlichen Stadt wie den Handel interpretiert. Gleich hinter dem Rathaus erheben sich majestätisch die Türme der Marienkirche – stolze 82 Meter hoch hinauf ragen sie.

Restaurierte Häuser mit schmuckreichen Fassaden

Die Kirche diente der Stendaler Kaufmannsgilde als Hauptpfarrkirche. Der Legende nach haben die Stendaler den Dom nie als ihre Kirche akzeptiert, und auch heute noch halten Tourist:innen die gotische Marienkirche im Zentrum der Stadt für den Dom. Hinweis: Die Kirche ist ab November geschlossen und nur im Rahmen einer Führung zu besichtigen.

An die Pfarrkirche schließt sich die Breite Straße an. Hier präsentieren sich restaurierte Häuser mit schmuckreichen Fassaden aus der Gründerzeit und Elementen des Jugendstils, dazwischen Geschäfte, Cafés und Restaurants. Biegen Sie von der Breiten Straße links in die Rohrstraße ein, gelangen Sie zur Winckelmannstraße mit dem Winckelmann-Museum. Es ist dem berühmtesten Sohn der Stadt gewidmet, der hier 1717 zur Welt kam: Johann Joachim Winckelmann. Er gilt als Begründer der klassischen Archäologie und Kunstgeschichte. Das Museum befindet sich an der Stelle seines Geburtshauses und wurde bereits 1955 eröffnet. 

Trojanisches Pferd.
Trojanisches Pferd.

Im Garten eröffnet das größte begehbare Trojanische Pferd der Welt einen herrlichen Blick über die Stadt. In die 15 Meter hohe, 13 Meter lange und fünf Meter breite Stahlkonstruktion, die mit Lärchenholz verkleidet ist, passen bis zu 30 Besucher:innen – wie in der griechischen Sage beschrieben. Im Außengelände gibt es auch ein Hörtheater, die Spielstraße mit Spielen, die Kinder vor 2.500 Jahren begeisterten, ein Labyrinth, das Archäologencamp und den Museumsgarten mit Skulpturen.

Gehen Sie anschließend die Winckelmannstraße Richtung Norden hinauf zur Straße Altes Dorf. Hier sehen Sie schon das Uenglinger Tor. Wandern Sie nun in südliche Richtung auf dem Westwall zur Straße Uchtewall, die Sie vorbei an einigen Sportstätten und direkt zum Eingang des Tiergartens bringt. Der Stendaler Zoo mit Abenteuerspielplatz und Café liegt wunderschön am rund 760 Meter langgestreckten Stadtsee. 

Begehbare Voliere für exotische Vögel

Entstanden ist er bereits 1934. Nach Zerstörung im Zweiten Weltkrieg bauten Stendaler Bürger:innen 1952 die Anlage als Heimattiergarten wieder auf. Heute leben hier rund 460 Tiere in 75 Arten, darunter auch vom Aussterben bedrohte wie Amurtiger, Schwarzbär und verschiedene Affen. Besucher:innen finden zudem eine begehbare Voliere für exotische Vögel, die Wolfsanlage und Raubkatzen. Kinder freuen sich über das Streichelgehege mit Zwergziegen und den Spielplatz.

Wer mag, kann den Stadtsee mit seinen Villen und Kleingärten in Ufernähe umrunden und die Blicke auf das Wasser und ihre gefiederten Bewohner genießen. Der kürzeste Weg zum Bahnhof aber führt über die Seestraße und die Goethestraße zurück.

Tipps für die Anreise

  • Hinfahrt: z. B. mit dem RE4 um 9.56 Uhr ab Berlin Hbf bis Bf Rathenow, dann weiter mit der RB34 bis Stendal Hbf
  • Fahrzeit: 1 Stunde 31 Minuten
  • Rückfahrt: z. B. um 18.30 Uhr

Ticket-Tipp

  • Die einfache Fahrt von Berlin Hbf bis Stendal Hbf kostet 28,10 €, hin und zurück geht es also für 56,20 € pro Person.
  • Alternativ lohnt sich das Quer-durchs-Land-Ticket. Es kostet 44 € und gilt deutschlandweit für beliebig viele Fahrten im Nahverkehr in der Zeit von 0 Uhr bis 3 Uhr des Folgetages. Außerdem können bis zu vier Mitreisende vergünstigt mitgenommen werden und bis zu drei Kinder im Alter von sechs bis einschließlich 14 Jahren fahren in Begleitung kostenlos.
  • Wer bereits das Deutschland-Ticket nutzt, kommt auch damit bis nach Stendal. 

Weitere Infos unter bahn.de/brandenburg und vbb.de.

Tipps für den Ausflug

Stadtspaziergang (noch bis 22. Dezember)Mo-Fr jeweils um 11 Uhr (Dauer: etwa eine Stunde)Treffpunkt: RathausKosten: 4,50 € pro PersonInfos: stendal-tourist.de  | 03931-651190

Winckelmann-MuseumSonderausstellungen (noch bis 26. November): „Bilder aus der Haft – Kunst oder Freiheit?“ und „Unschuldige Betrügereien. Reproduktionsgrafik nach Handzeichnungen“Infos: winckelmann-gesellschaft.com

Text: terra press, 09.11.2023