Artikel: Wiege der Brandenburger Industrie
Vom Eberswalder Stadtzentrum bis zur Messingwerksiedlung führt diese Wandertour mit der App DB Ausflug. Es geht durch ein Gebiet, das als Wiege der brandenburgischen Industrie gilt. Manches aus der langen Geschichte ist noch vorhanden, manches nur noch zu erahnen, und wieder anderes ist nur noch in Erzählungen vorhanden. Die zwölf Kilometer lange Wanderung ist zu Fuß gut zu bewältigen, jedoch sollte dafür ausreichend Zeit – mindestens sechs Stunden – eingeplant werden.
Anreise: mit dem RE3 bis Eberswalde
Tourenbeschreibung: Los geht's direkt am Bahnhof
Achten Sie am Bahnhofsausgang auf einen kleinen, bronzenen Spritzkuchenverkäufer. Er erinnert daran, dass die süße Leckerei in Eberswalde erfunden und hier seit 1842 an Reisende verkauft wurde. Dann steigen Sie in den Oberleitungsbus der Linie 861 oder 862, der Sie ins Stadtzentrum bringt. Fahren Sie bis zur Haltestelle Markt. Biegen Sie in die Straße an der Friedensbrücke ein. Nach wenigen Metern stehen Sie vor einem prächtigen Fachwerkhaus. Es ist das Gebäude der historischen Adler-Apotheke, das heute das Museum der Stadt beherbergt.
Die Haus-, Stadt- und Regionalgeschichte bildet den roten Faden durch die Dauerausstellung. Thematische Schwerpunkte sind zum Beispiel die Industrialisierung im Finowtal oder die forstliche Lehre und Forschung im 19. Jahrhundert.
An der Kreuzung der Eisenbahnstraße und der Breiten Straße erreichen Sie den Finowkanal. Weiter geht es auf der Nordseite des Kanals durch eine parkähnliche Landschaft. Während der Wanderung ist Gelegenheit, an Infotafeln einiges über die Geschichte des Kanals zu erfahren. Er ist heute die älteste künstliche Wasserstraße in Deutschland, die noch in Betrieb ist.
300 Jahre Industriegeschichte
Nun unterquert der Weg eine aus Ziegelsteinen gemauerte Eisenbahnbrücke und Sie erreichen die Schleuse Kupferhammer. Sie ist eine von insgesamt zwölf denkmalgeschützten Schleusen im Finowkanal, die auf einer Länge von fast 30 Kilometern einen Höhenunterschied von 36 Meter ausgleichen.
An der folgenden Brücke wechseln Sie auf die Südseite des Kanals. Jetzt können Sie bereits eins der Wahrzeichen von Eberswalde sehen: den „Eberkran“. Er erinnert an den VEB Kranbau Eberswalde, der mit 3.000 Beschäftigten bis 1990 einer der führenden Lieferanten von Hafen- und Werftkränen in ganz Europa war.
Sie befinden sich im Ortsteil „Eisenspalterei“ und gelangen jetzt in den Familiengarten Eberswalde. Auf circa 17 Hektar erleben Sie ein gelungenes Zusammenspiel von 300 Jahren Industriegeschichte, gartenarchitektonisch kunstvoll gestalteten Anlagen und einer in der Region einmaligen zauberhaften Märchenspiellandschaft.
Besondere Highlights sind: die unterschiedlich gestalteten Gärten, der weite Blick von der 32 Meter hohen Aussichtsplattform des Montage-Eber-Krans, die zauberhafte Märchenspiellandschaft und die Erkundung der unterirdischen Betriebsarchen mit dem Tretboot.
Finower Wasserturm
Folgen Sie nun dem Treidelweg auf der nördlichen Seite des Finowkanals bis zur Schleuse Wolfswinkel von 1876. Weiter geht es dann am Kanal entlang zur Schleuse Heegermühle, die letzte auf dieser Tour.

Der folgende Ortsteil geht auf eine Industrieanlage zurück: Messingwerk. Hier steht das Wahrzeichen des Finowtals – der Wasserturm Finow. Ein barrierefreier Personenaufzug bringt Besucher in 44 Sekunden bis zum Museum im zweiten Obergeschoss. Im ehemaligen Wasserbehälter wird die 300-jährige Geschichte des Werkes präsentiert. Nicht zuletzt gewährt der Turm eine sensationelle Aussicht. Vom Museum führen 40 Stufen hinauf auf die 44 Meter hohe Aussichtsplattform. Der Ausblick reicht weit über das Finowtal und bei guter Sicht auch bis zum Fernsehturm am Alexanderplatz.
Eine ganz besondere Brücke
Zurück zum Finowkanal. An einem kleinen Seitenarm, der zum früheren Hafen des Messingwerks gehört, steht eine ziemlich lädierte, unbegehbare gusseiserne Brücke. Mit der hat es eine besondere Bewandtnis.
Am 6. Dezember 1845 ist Theodor Fontane darüber gegangen, als er eine junge Frau von einer Geburtstagsfeier nach Hause begleitete. Das spielte sich jedoch in Berlin ab, auf der Weidendammer Brücke. In einer Laune des Augenblicks erklärte er beide für verlobt. Tatsächlich: Nach fünf Jahren wurde geheiratet und die Ehe hielt bis zu seinem Tod.
Die damalige Weidendammer Brücke aber wurde 1895/96 erneuert. Die alte Eisenkonstruktion wurde zerlegt, kam an den Finowkanal und wurde dort – um einige Meter eingekürzt – wieder aufgebaut. Sie steht dort als „Teufelsbrücke“.
Für die Rückkehr zum Bahnhof bietet sich anschließend der Bus 864 ab Erich-Steinfurth-Straße an.