Wie wird ein Basisfahrplan für den Streikfall geplant?

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Artikel: Wie wird ein Basisfahrplan für den Streikfall geplant?

Bei DB Regio Nordost ist dafür die Angebotsplanung verantwortlich

Die Leitstelle+ von DB Regio Nordost arbeitet im Falle eines Arbeitskampfes auf Basis eines Streikfahrplans. Doch wer erstellt diesen eigentlich und auf welcher Grundlage? Bei DB Regio Nordost ist das die Angebotsplanung.

Im Prinzip kann man sich die Beziehung zu der Leitstelle+ wie einen klassischen Konzertablauf vorstellen. Die vorbereitende Angebotsplanung erstellt die „Notenblätter“ und die nachgelagerte Leitstelle dirigiert im Anschluss dann die „Musiker“, also die einzelnen Betriebsstellen. Was in der Theorie einfach klingt, ist in der Ausnahmesituation eines Arbeitskampfs natürlich nicht immer so leicht zu realisieren, denn niemand kann die Umstände und Abläufe eines Streiks exakt voraussagen.

Aufgabe der Angebotsplaner:innen ist es, ein stimmiges Fahrplankonzept zu entwickeln, das auf theoretischen Schätzungen und praktischen Erfahrungswerten vergangener Streiks beruht. Mit wie vielen Triebfahrzeugführer:innen und entsprechenden Personalschichten kann gerechnet werden und auf welchen Linien werden diese dann am sinnvollsten eingesetzt? Das kann nur anhand von vorher genau durchdachten Prioritätsabwägungen entschieden werden, die berücksichtigen, welche Strecken besonders stark frequentiert oder aber nicht durch alternative Angebote anderer Verkehrsunternehmen des ÖPNV abgedeckt sind. Finden auf den ausgewählten Strecken parallel zum Streik auch noch Bauarbeiten statt, muss dies ad hoc entsprechend abgeglichen werden,  amit Fahrplan, Schichten und potentieller Schienenersatzverkehr (SEV) angepasst werden können.

Ein weiterer Knackpunkt in der Vorbereitung eines Streikfahrplans sind die Bestellungen von Bussen im Rahmen eines SEV. Auch hier ist das erhöhte Organisationsvermögen der Mitarbeiter:innen der Angebotsplanung gefragt, denn klar ist, die auf dem Markt vorhandenen Buskapazitäten und Busfahrer:innen müssen möglichst effizient geplant werden. Z. B. können nicht alle Haltepunkte der Züge auch von den Bussen angefahren werden. Beispielsweise die zwischen Dessau und Wünsdorf verkehrende Linie RE7 konnte in den Streiktagen nur vormittags und nachmittags zwischen Bad Belzig und Wannsee mit Zügen bedient werden. Der Rest wurde mit Alternativangeboten per SEV und S-Bahn abgedeckt. Das Ziel der Angebotsplanung ist es, mit den vorhandenen Ressourcen möglichst viele Reiseketten aufrechtzuerhalten.