Von Mönchen und Ketzern

Zum Inhalt springen

Artikel: Von Mönchen und Ketzern

Ein Stadtrundgang durch Angermünde

Was erwartet man von einer historisch geprägten und traditionsreichen brandenburgisch-preußischen Stadt? Eine Burg, eine Stadtmauer, ein Kloster, eine Stadtkirche, einen Markt mit Rathaus. All das hat Angermünde zu bieten – und noch viel mehr.

Es ist eine traditionelle Ackerbürgerstadt, der man die ländliche Umgebung deutlich anmerkt. Und manches deutet darauf hin, dass sie es auch bleiben will. Die Fachwerkhäuser werden nach und nach unter Verwendung traditioneller Baumaterialien und -techniken restauriert, mit kräftigen Farben versehen und mit Blumen geschmückt.

Bis zu 300 Jahre alte Häuser

Angermünde ist eine farbenfrohe Stadt. Die Stadtkirche St. Marien und die Franziskaner-Klosterkirche heben sich als steinerne Riesen aus dem gitterförmigen Straßennetz heraus. Viele der bis zu 300 Jahre alten Häuser wurden jüngst mit Informationstafeln versehen, die ihren historischen Wert bekunden.

Angermünde blieb zum Glück von den schlimmsten Kriegsfolgen verschont und hat so seinen ursprünglichen Charakter bewahren können. Seit 1992 ist die Innenstadt Bodendenkmal und seit 1995 Sanierungsgebiet. Ein Rundgang durch die Altstadt bringt manche Begegnung. Es lohnt sich aber auch, die wasser- und waldreiche Umgebung zu erkunden, zum Beispiel das UNESCO-Welterbe Buchenwald Grumsin oder den Wolletzsee. Die Tour ist drei Kilometer lang und auch für Besucher:innen im Rollstuhl oder mit Gehschwierigkeiten gut machbar, eine Reihe von Restaurants und Cafés liegen am Weg.

Blick in die Kirche St. Marien in Angermünde, links und rechts graue Kirchenbänke, im Hintergurnd eine Orgel.
Blick in die Kirche St. Marien in Angermünde.

Um vom Bahnhof zum Ausgangspunkt der Tour – dem Markt – zu gelangen, laufen Sie nach rechts über den Bahnhofsvorplatz und biegen nach links in die Berliner Straße ein, die mit ebenem Betonsteinpflaster gut begehbar ist. Auf dem Weg bis zur Rosenstraße, die Sie bis zum Markt führt, liegen eine Reihe von Geschäften und Konditoreien. Dort können Sie sich mit Wegproviant oder Getränken versorgen.

Während auf der Berliner Straße der Verkehr tobt, steht auf der rechten Straßenseite die Heilig-Geist-Kapelle wie ein Fels in der Brandung. Sie gehörte einst zu dem im Dreißigjährigen Krieg zerstörten Heilig-Geist-Spital. Seit Ende des 17. Jahrhunderts wird sie von der französisch-reformierten Gemeinde (Hugenotten) genutzt.

Türmchen mit goldener Krone an der Spitze

Weiter geht es durch die Rosenstraße in Richtung Stadtzentrum. Die Ratswaage signalisiert, dass der Markt erreicht ist. Die Ratswaage, ein kleines Fachwerkhaus, bot vor 300 Jahren den Bauern aus der Umgebung die Möglichkeit, ihre Waren zu wiegen und damit zu einem reellen Preis zu verkaufen. Heute befindet sich hier das Milcheiscafé von Hemme Milch. Hier gibt es selbstgemachtes Eis, Kuchen und Snacks.

Mitten auf dem Marktplatz steht schräg das Rathaus von Angermünde. Es ist dem Templiner und dem Lychener ähnlich, so hatten preußische Rathäuser im 18. Jahrhundert eben auszusehen: frei auf dem Markt stehend und ein Türmchen mit goldener Krone an der Spitze.

Kirche um 1250 fertiggestellt

Dahinter stoßen wir auf den Hohen Steinweg. Nach links geht es zum urigen Restaurant „Grambauers Kalit“. Nach rechts führt der Weg zur Kirchgasse, durch die Sie zur St. Marienkirche gelangen. Ihr wuchtiger 53 Meter hoher Turm war bereits von vielen Punkten der Stadt aus zu sehen.

Die Kirche wurde um 1250 als Stadtpfarrkirche fertiggestellt und ist noch weitgehend in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten. Die letzte Restaurierung hat 1978 die Farbgestaltung von 1526 zugrundegelegt, die alten Farben und Ornamente wurden vorsichtig aufgefrischt und retuschiert. Die Fenster hinter dem Altar stammen aus der Zeit des Jugendstils. Erhalten gebliebene Teile des Renaissance-Altars wurden in der Nordkapelle der Winterkirche aufgestellt. Weiterhin sind der bronzene Taufkessel (Mitte des 14. Jh.), der Schatzkasten (Ende 13. Jh.), der Stammbaum der Familie Krummkrüger aus Sandstein (17. Jh.) und die Wagnerorgel (1742 - 1744) erhalten geblieben.

Blick auf die grüne Promenade am Mündesee in Angermünde.
Die Promenade am Mündesee in Angermünde lädt zum Spaziergang ein.

Durch die Kirchgasse gelangen Sie nun zur Berliner Straße. Sie wenden sich nach rechts und folgen der Straße stadtauswärts. Jenseits einer großen Kreuzung geht es weiter am Schlosswall entlang. Sie erleben die Reste einer alten Burg. Wo einst die Burgwälle Angreifer abwehren sollten, ist inzwischen eine Uferpromenade entstanden, um die man Angermünde beneiden kann. Früher wuschen die Angermünder Frauen hier ihre Wäsche, heute gönnen Sie sich an dieser Stelle einen erholsamen Blick über den See. 

Am Mündesee angelangt, biegen Sie nach rechts ein und folgen dem Rad-/Fußweg, der am Ufer des Sees entlangführt, bis zur Einmündung der Wasserstraße. Wieder weg vom See Richtung Stadt biegen Sie am Hotel am Seetor links ab und folgen der Jägerstraße bis zur Martinskirche. Sie ist erst rund 150 Jahre alt. Es war das turmlose Gebetshaus der Altlutheraner, die sich der von oben verfügten Vereinigung von lutherischer und reformierter Kirche widersetzten. 

Ehemalige imposante Klosteranlage

Durch die Richtstraße und in der Fortsetzung durch die Schleusenstraße treffen Sie nun auf die Klosterstraße. Schauen Sie nach rechts, sehen Sie die Franziskaner-Klosterkirche. Für Besucher:innen geöffnet ist sie jedoch nur bis Oktober – und auch das Kloster selbst ist vorerst auf unbestimmte Zeit geschlossen. Dennoch ist die Klosterkirche als einzig erhaltenes Gebäude der ehemaligen imposanten Klosteranlage auch von außen einen Blick wert.

Der Weg führt anschließend hinter der Klosterkirche entlang der alten Stadtmauer zum Pulverturm. Befestigt ist er mit Granitsteinpflaster und dadurch etwas holprig. Sie folgen dem Weg weiter, bis Sie wieder auf der Berliner Straße stehen, die Sie vom Anfang der Tour kennen. Nun ist es nicht mehr weit zum Bahnhof.

Tipps für den Ausflug

Cartoon-Ausstellung im RathausAnlässlich des 100. Todestages von Wilhelm Voigt – alias der „Hauptmann von Köpenick“ – gastiert noch bis zum 23. Dezember eine Cartoon-Ausstellung im Rathaus Angermünde. Eintritt frei.

Anreise

Hinfahrt: z. B. mit dem RE3 um 9.31 Uhr von Berlin Hbf bis Bf AngermündeFahrzeit: 58 MinutenRückfahrt: z. B. mit dem RE3 um 15.33 Uhr

Ticket-Tipp

Die einfache Fahrt im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) kostet mit einem Einzelfahrausweis 10,70 €, hin und zurück geht es also für 21,40 €. Bereits ab zwei Personen lohnt sich das Brandenburg-Berlin-Ticket (BBT). Es gilt Mo - Fr von 9 Uhr bis 3 Uhr des Folgetages sowie Sa, So und an Feiertagen von 0 Uhr bis 3 Uhr des Folgetages im VBB. Das BBT kostet 33 € und kann von Gruppen bis zu fünf Personen genutzt werden. Darüber hinaus können bis zu drei Kinder im Alter von sechs bis einschließlich 14 Jahren kostenlos mitgenommen werden.

Text: terra press, 08.12.2022