Artikel: Per Pedale zu Fontane
Auf den Spuren des Dichters rund um den Ruppiner See
Theodor Fontane, der 1819 in Neuruppin geboren wurde, war für seine „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ meist auf Rädern unterwegs: mal mit der Eisenbahn, mal mit der Pferdekutsche. Da ist es nur stilecht, seinen Spuren mit dem Fahrrad zu folgen. Die Route FONTANE.RAD verknüpft im Norden und Westen Brandenburgs auf rund 300 Kilometern jene Orte, die allesamt mit dem großen Schriftsteller und seinen literarischen Werken zu tun haben.
Neben dieser Hauptroute gibt es auch lohnenswerte Tagestouren wie die 30 Kilometer lange Strecke von der Geburtsstadt des Dichters rund um den Ruppiner See zu verträumten Dörfern und ungeahnten Kleinoden. Das Logo FONTANE.RAD auf blau-weißem Grund weist den richtigen Weg. Das passende Rad für die Tour kann von „Rhinpaddel“ gemietet werden. Eine Verleihstation befindet sich im Resort Mark Brandenburg direkt am Ruppiner See. Ein Anruf vorab unter 03391-40350 ist erwünscht.
Mit 14 Kilometern der längste See Brandenburgs
Vom Bahnhof zum Resort benötigt man keine zehn Minuten: Am Kulturhaus Stadtgarten geht es links in die Straße Kommunikation, entlang der ehemaligen Stadtmauer, weiter auf der Leineweberstraße – und schon steht man vor dem Komplex mit Fontane Therme, Hotel und Restaurant. Ausgestattet mit einem fahrbaren Untersatz geht es auf Seepromenade und Regattastraße Richtung Süden nach Wustrau. Mal führt der Weg ein Stück vom See weg, dann wieder blitzt er durch die Bäume. Fontane war von der dörflichen Schönheit Wustraus derart fasziniert, dass er ihm gleich das erste Kapitel in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ widmete.
Doch bevor man sich aufmacht, den geschichtsträchtigen Ort zu erkunden, lohnt gleich am Ortseingang ein Abstecher linker Hand zu einer Badestelle. Mit einer gestreckten Länge von 14 Kilometern ist der Ruppiner See der längste See Brandenburgs. Die Liegewiese grenzt mit einem schmalen Sandstrand ans Wasser. Von dort aus bietet sich ein weiter Blick über den See. Ringsum sorgen Bäume für Schatten an besonders sonnigen Tagen.

Anschließend geht es weiter zur ersten Sehenswürdigkeit: dem beeindruckenden Zietenschloss, das heute der Deutschen Richterakademie als Aus- und Weiterbildungsstätte dient. Hans Joachim von Zieten (1699–1786) war einer der berühmtesten Reitergeneräle der preußischen Geschichte und enger Vertrauter König Friedrichs des Großen. Schlossbesichtigungen sind in der Regel mittwochs außerhalb der Schulferien möglich. Das jährliche Seefestival Wustrau an der Seebühne am Schloss lädt außerdem zur Entdeckung des Rittersitzes ein. Das Grab des Husarengenerals befindet sich an der Nordseite der Wustrauer Kirche.
Wer um die Kirche herumläuft, entdeckt einen riesigen Unterkieferknochen eines Walfisches, der an der Mauer lehnt. Er stammt aus der Sammlung von Friedrich Christian Graf von Zieten (1765–1854). Der einzige Sohn des Husarengenerals trug gern Kurioses zusammen und legte so den Grundstein für das Neuruppiner Museum. Die Dorfkirche in Wustrau entstand vermutlich im 13. Jahrhundert als spätgotischer Bau aus Feldsteinen. Im Inneren befinden sich einige sehenswerte mittelalterliche Ausstattungsstücke, wie der Kanzelaltar aus dem 15. Jahrhundert und ein spätgotischer Flügelaltar vom Anfang des 16. Jahrhunderts. Die Kirche ist Teil der Initiative „Offene Kirche“ und kann in der Regel wochentags besucht werden (Schlüssel im Pfarrbüro, Tel. 033925 70254), Samstag und Sonntag bitte vorher im Pfarrbüro anmelden. Führungen mit Gerhard Bauske können unter 033925 70368 vereinbart werden.
Überblick über die Geschichte Brandenburgs und Preußens
Direkt hinter der Kirche steht ein Bauwerk aus der Jetztzeit: das im Jahr 2000 gegründete Brandenburg-Preußen Museum. Beginnend mit der einzigen kompletten Porträtgalerie aller Brandenburgischen Kurfürsten, Preußischen Könige und Deutschen Kaiser erhalten die Besucher:innen einen vielseitigen Überblick über die Geschichte Brandenburgs und Preußens.
Anschließend geht die Tour weiter nach Radensleben, wo eine Besonderheit wartet: Hinter der Dorfkirche befindet sich ein Campo Santo, eine nach italienischem Vorbild errichtete Friedhofsanlage, die Fontane in seinen „Wanderungen“ ausführlich beschreibt. Der Abstecher führt allerdings entlang einer befahrenen Landstraße.

Über die dann folgenden Stationen Karwe, Gnewikow und Wuthenow gelangt man nach Gildenhall, einer 1921 gegründeten Genossenschaft von Kunsthandwerker:innen. Von hier aus erreicht man schließlich den Seedamm. Er ist die einzige Brücke über den Ruppiner See und die schnellste Verbindung zwischen Ost- und Westufer. Jetzt ist es nur noch ein Katzensprung zum Resort Mark Brandenburg, wo man das Leihrad wieder abgeben und dann auf bekanntem Weg zurück zum Bahnhof laufen kann.
Anreise
- Hinfahrt: z. B. mit der S-Bahn bis Hennigsdorf (b Berlin) und weiter mit dem RE6 um 9.52 Uhr bis Bf Neuruppin Rheinsberger Tor
- Fahrzeit im RE: 37 Minuten
- Rückfahrt: z. B. um 18.30 Uhr
Ticket-Tipp
Das Brandenburg-Berlin-Ticket (BBT) gilt Mo–Fr von 9 Uhr bis 3 Uhr des Folgetages sowie Sa + So und an Feiertagen von 0 Uhr bis 3 Uhr des Folgetages. Das BBT kostet 35 € und kann von Gruppen bis zu fünf Personen genutzt werden. Darüber hinaus können bis zu drei Kinder im Alter von sechs bis 14 Jahren kostenlos mitgenommen werden.
Wer das Deutschland-Ticket nutzt, kommt auch damit bis nach Neuruppin.
Weitere Informationen hier: bahn.de/brandenburg | vbb.de
Tipps für den Ausflug
Internationaler Museumstag
18. Mai | 11–17 UhrBrandenburg-Preußen Museum
Eichenallee 7a, 16818 FehrbellinAltstadtbummel Fontanestadt Neuruppin
Erfahrene Guides führen durch die Geburtsstadt von Theodor Fontane und Karl Friedrich Schinkel. Termine: 10., 17. + 31. Mai | jeweils 10.45–12.15 Uhrtourismus-neuruppin.de Tourismus-Service BürgerBahnhof Karl-Marx-Straße 1, 16816 Neuruppin
Text: terra press, punkt 3, 07.05.2025