Artikel: Für Zeitreisende und Naschkatzen
Rundwanderung in Delitzsch – eine Perle unter den sächsischen Kleinstädten
Bei diesem Tagesausflug kann man sich auf den Anblick einer vollständig erhaltenen 600-jährigen Wehranlage, viele exotische Tiere, das schönste Damenschloss Sachsens und womöglich sogar auf einen neuen Vorrat frischer Schokolade freuen.
Auf dem sechs Kilometer langen Spaziergang mit Stippvisite in der Altstadt von Delitzsch wandernTourist:innen auf Parkwegen entlang des Flusses Lober. Kinder kommen auf Spielplätzen auf ihre Kosten und erst recht in den Anlagen des Tiergartens. Nach einer Stärkung in der dortigen Cafeteria wird es romantisch: Der Rückweg führt entlang der vollständig erhaltenen Stadtmauer mit Türmchen, Wallgraben und Zwingergärten. Und wer mag, findet am Schluss im Fabrikverkauf der Delitzscher Schokoladenfabrik allerlei Mitbringsel.
Bürgermeisterhaus ist besonderer Hingucker
Vom Bahnhof aus geht es in die Eisenbahnstraße und geradeaus weiter in die Eilenburger Straße, dem Delitzscher Bummel-Boulevard. Der Weg mündet in die Breite Straße. Die kleinen Bürgerhäuser sind die historische Bebauung aus dem 15. bis 17. Jahrhundert. Besonderer Hingucker ist das 1582 errichtete Bürgermeisterhaus in der Breiten Straße 18. Dessen Schmuckportal zählt zu den schönsten in Nordsachsen. Anschließend geht man auf die Stadtkirche St. Peter und Paul zu. Es lohnt sich, einen Blick hineinzuwerfen – vor allem auch, um Punkt 12 Uhr das Glockenspiel anzuschauen. Dann nämlich
werden Adam und Eva für zwölf Glockenschläge zum Leben erweckt.
Erbaut wurde die gotische, dreischiffige Hallenkirche von 1404 bis 1491. In den damaligen Bau wurde eine Vorgängerkirche aus dem 12. Jahrhundert mit einbezogen, deren romanischen Bogenfries Besucher:innen an der Westwand und im Innern des nördlichen Turmbaus erkennen können. Der Westturm mit seiner Doppelspitze prägt die Silhouette der Altstadt. Öffnungszeiten und Veranstaltungen können bei der Pfarrstelle unter 034202-989637 erfragt werden.
Weiter geht’s zum Barockschloss Delitzsch mit Barockgarten. Das dortige Museum ist bereits 120 Jahre alt und dabei ausgesprochen junggeblieben. In seiner ständigen Ausstellung lädt das Museum zum Zeitsprung in die Herzoginnenräume ein, einem vollständigen barocken Appartement. Hoch hinaus geht es dann durch den Schlossturm mit zahlreichen historischen Exponaten. Mit einem Blick auf die hübsche Altstadt von der höchsten Ebene des Turmes mündet die Zeitreise charmant in die Gegenwart.
Bis zum Tiergarten führt nun ein 1,4 Kilometer langer Weg durch Park und Auen. Inmitten der Loberaue haben mehr als 60 exotische und heimische Tierarten auf dem vier Hektar großen Areal ein Zuhause gefunden. Besucher:innen können einen Gepard, putzige Erdmännchen, Kängurus und viele andere Tiere in naturnah gestalteten Gehegen beobachten.
Eltern kommen zur Ruhe und Kinder können toben
Der Tiergarten ist ein gutes Ziel für Familienausflüge. Es gibt ein großes Streichelgehege, begehbare Volieren und zahlreiche Spielstationen, die im gesamten Garten verteilt sind. Das Gelände ist barrierefrei. Die Cafeteria bietet einen idyllischen Blick auf einen großen Teich. Hier kommen Eltern zur Ruhe und Kinder voll auf ihre Kosten, wenn es darum geht, auf Entdeckung und Abenteuer zu gehen.
Der 2,9 Kilometer lange Rückweg vom Tiergarten hält Überraschungen bereit. Man sollte dafür rund 45 Minuten einplanen. Wer abschließend noch in die Schokoladenfabrik möchte, sollte noch eine halbe Stunde drauflegen.
Auf der Straßenseite gegenüber dem Tiergarten führen zwei Wege nach rechts. Der linke davon geht als Schachtweg durch Wiesen und vorbei an Gärten. Man folgt der Halleschen Straße bis Am Wallgraben – und befindet sich nun auf einer Promenade zwischen Lober und Wallgraben. Die 600-jährige Stadtmauer von Delitzsch mit Zwingern, Türmchen und dem Wasser führenden Wallgraben ist noch immer komplett. In den Zwingeranlagen befinden sich heute Terrassengärten.
Wer jetzt noch Zeit und Lust auf Schokolade hat, folgt der Eisenbahnstraße bis zur Dübener Straße 33. Nach etwa 500 Metern steht man vor der Delitzscher Schokoladenfabrik. Sie wurde 1894 von Albert Böhme und seinem Schwager Karl Hommel gegründet. Die produzierten Süßwaren gab es zunächst nur auf dem Delitzscher Markt und auf Volksfesten.
Ausgestattet mit Naschereien für die Rückfahrt
Alles zur Geschichte und den Produkten erfahren Interessierte auf Schautafeln im Fabrikverkauf. In dem Ladengeschäft gibt es gratis Kostproben und natürlich das komplette Sortiment an Schokoladen und Süßwaren zu kaufen. Bestens ausgestattet mit Naschereien für die Zugfahrt nach Hause geht es nun den kurzen Weg auf der Eisenbahnstraße zurück zum unteren Bahnhof.
Anreise
- Hinfahrt: z. B. mit dem RE7 um 9.14 Uhr bis Dessau Hbf und weiter mit dem RE13 bis Delitzsch unt Bf
- Fahrzeit: 2 Stunden 25 Minuten
- Rückfahrt: z. B. mit dem RE13 um 18.18 Uhr bis Dessau Hbf und weiter mit dem RE7
Ticket-Tipp
Das Quer-durchs-Land-Ticket gilt montags bis freitags von 9 Uhr bis 3 Uhr des Folgetages (samstags, sonntags und an gesetzlichen Feiertagen von 0 Uhr bis 3 Uhr des Folgetages) für beliebig viele Fahrten im Regionalverkehr – und zwar deutschlandweit. Es kostet für einen Reisenden 46 € und bis zu drei Kinder (6 - 14 Jahre) fahren kostenlos mit. Das Quer-durchs-Land- Ticket eignet sich auch für Gruppenreisen. So zahlen zwei Erwachsene beispielsweise 55 €, bei drei Erwachsenen sind es 64 €.
Wer das Deutschland-Ticket nutzt, kommt auch damit bis nach Delitzsch.
Tipps für den Ausflug
Märchenausstellung im Barockschloss noch bis 2. März 2025
- Märchenlesungen: 5. + 26. Januar sowie 16. Februar
- Märchenführungen: 19. + 26. Februar (Treffpunkt für Lesungen und Führungen 11 Uhr im Foyer)
Tiergarten Delitzsch
- Weihnachtsmärchen in der Zooschule: 15. Dezember, 15 - 16 Uhr
- „Wintermärktchen“: 8. Februar, 10 - 17 Uhr
Text: punkt 3, 05.12.2024