Artikel: Belebung kleinerer Bahnhöfe: Einfach mitmachen!
So kann ein Bahnhof wieder mehr sein, als ein bloßer Zugang zum Zug
Der „Mitmach-Preis Lausitz“, ins Leben gerufen von DB Regio Nordost, fördert Ideen und Initiativen für eine soziale, umweltfreundliche und nachhaltige Mobilität in der Lausitz. Denn die Weiterentwicklung der Region ist dem Unternehmen ein wichtiges Anliegen. Viele spannende Ideen wurden eingereicht, aus denen eine Jury zehn Preisträger:innen ausgewählt hat. punkt 3 stellt die Projekte in loser Folge vor:
In Deutschland gibt es Hunderte kleinere Bahnhöfe und Haltepunkte im Regionalverkehr. Meist reichen ein Bahnsteig, ein Zugang in beide Richtungen, ein Unterstand für Regen und ein Fahrkartenautomat – mehr ist aus betrieblicher Sicht nicht erforderlich. Heute braucht ein kleiner Bahnhof kein Personal mehr vor Ort, und die Bahnhofsgebäude sind betriebsbedingt oft überflüssig geworden. Daher lautete lange die Devise: verkaufen. Doch inzwischen findet vielerorts ein Umdenken statt.
Immer mehr Menschen erkennen, dass ein Bahnhof mehr sein kann als nur der Zugang zum Zug. Im Netzwerk „Unsere Bahnhöfe“ haben sich private Bahnhofsbesitzer:innen insbesondere aus der Lausitz zusammengeschlossen, um Erfahrungen auszutauschen und neue Konzepte für die Nutzung von Bahnhofsgebäuden zu entwickeln – sowohl für private als auch öffentliche Zwecke.
Gegenseitigen Erfahrungsaustausch fördern
Dieses ehrenamtliche Engagement wurde mit dem „Mitmach-Preis Lausitz“ ausgezeichnet. Denn hier gilt: Jede:r kann mitmachen. Engagierte Menschen aus den Gemeinden, Verantwortliche aus den Ortschaften, Kommunen und Landkreisen sowie Expert:innen des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB) und der DB InfraGo sind gleichermaßen gefragt.
Die Netzwerkarbeit soll verstärkt werden, um genau zu erfassen, wer wo welche Pläne hat und wie diese umgesetzt werden können. Eine gemeinsame Homepage soll die einzelnen Projekte und die Vernetzungsmöglichkeiten aufzeigen. Gute Erfahrungen wurden bereits gemacht mit größeren Events an den kleineren Bahnhöfen. Auch hier sollen die gegenseitige Ermutigung und der Erfahrungsaustausch gefördert werden.

Was macht einen guten Bahnhof aus? Ein Bahnhof ist ein Verkehrsknotenpunkt, der das Grundprinzip erfüllen sollte: einfach hinkommen, einsteigen, losfahren. Auch das Umsteigen sollte reibungslos funktionieren, ohne lange Wartezeiten. Aber was passiert, wenn ein Zug Verspätung hat und der Anschluss verpasst wird? Genau hier zeigt sich, was auch ein kleiner Bahnhof bieten sollte. Dann zählt die Aufenthaltsqualität.
Manche Reisende wünschen sich in solchen Momenten einen heißen Kaffee und einen gemütlichen Sitzplatz, andere vielleicht eine Toilette. Eltern mit Kindern würden einen nahegelegenen Spielplatz begrüßen, damit die Kleinen sich austoben können. Die ideale Kombination: Im Café sitzen und die Kinder auf dem Spielplatz im Auge behalten.
Co-Working-Space und Stammtisch können entstehen
Wer ohne Kinder wartet, freut sich über stabiles WLAN und die Möglichkeit, das Notebook aufzuschlagen – vielleicht wird der Bahnhof sogar zum Co-Working-Space. Ein Stammtisch könnte entstehen und nebenbei lässt sich auch ein Paket abgeben oder abholen. Wenn Arztpraxen oder Physiotherapien im Bahnhofsgebäude untergebracht sind, profitieren die Bewohner:innen von kurzen Wegen.
In einer Galerie nebenan stellen lokale Künstler:innen ihre Werke aus, und der einst triste Bahnhof verwandelt sich Stück für Stück in ein lebendiges Zentrum. Natürlich gibt es sichere Fahrradabstellplätze, und für Reparaturen steht ein Service bereit. Ein Fahrradverleih ergänzt das Angebot perfekt. All das kann ein kleiner Bahnhof werden, wenn alle einfach mitmachen.
Text: Achim Kühne-Henrichs, punkt 3, 24.10.2024