„Ich konnte nur Eisenbahner werden!“

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Artikel: „Ich konnte nur Eisenbahner werden!“

Volker Krauß arbeitet als Triebfahrzeugführer und Fachtrainer

Als Kinder haben Volker Krauß und sein Bruder am liebsten im Keller gespielt. Denn da stand die große Modellbahnanlage ihres Vaters, seines Zeichens selbst Lokführer. „Mein Bruder hat sich eher um die landschaftliche Ausgestaltung der Anlage gekümmert, während ich für die Technik zuständig war“, erinnert sich Volker Krauß.

Mittlerweile sind die Brüder erwachsen – und beruflich in die Fußstapfen ihrer Eltern getreten. Beide waren Diplom-Ingenieure und haben auch die Lokführer-Ausbildung gemacht, Krauß‘ Mutter war die erste Dampflokführerin in der DDR. 

Lokführer Volker Krauß schaut aus dem Fenster einer Lok.
Volker Krauß bildet seit 34 Jahren auch Lokführer:innen aus.

Wenngleich die Eltern dann nicht als Lokführer gearbeitet haben, so war das Interesse für die Schienenfahrzeuge dennoch geweckt. „Ich konnte also nur Eisenbahner werden“, sagt der heute 59-Jährige lachend. Sein Wunsch, einmal Lokführer zu sein, habe demnach bereits seit der fünften Klasse festgestanden. „Und ich habe es nicht einen Tag bereut, der Job macht mir nach wie vor großen Spaß.“

Zwar sitzt Volker Krauß immer noch selbst am Steuer, hauptsächlich bildet er jedoch seit 34 Jahren auch den Nachwuchs aus. Als Fachtrainer unterstützt er Auszubildende im dritten Lehrjahr direkt auf der Lok oder dem Triebfahrzeug mit einer Eins-zu-eins-Betreuung. Auszubildende oder Quereinsteiger:innen fahren also bei Kolleg:innen wie Volker Krauß mit, werden fachlich und technisch angeleitet und übernehmen so Stück für Stück selbst – unter Aufsicht – das Steuer.

Zweite Auszubildende seit 1988

Aktuell betreut der Lokführer seine zweite Auszubildende seit 1988. Denn dass sich stetig mehr Frauen für den Beruf entscheiden, sei erst seit etwa fünf oder sechs Jahren bei den Bewerbungen spürbar, hat Volker Krauß beobachtet.

Gelernt hat der Wildauer von 1979 bis 1981 noch bei der damaligen Deutschen Reichsbahn. 1988 setzte er den Ausbilderschein drauf und war fortan Triebfahrzeug-Brigadelehrführer, wie es in der DDR noch hieß. „Ich hab an meinem Beruf immer die Abwechslung geschätzt, dazu gehört auch der Schichtdienst“, sagt Volker Krauß. Er mag es, dadurch mal unter der Woche frei zu haben. „Natürlich bringt das nicht nur Vorteile mit sich. Man hat Nachtschichten, arbeitet an Feiertagen und am Wochenende – aber das weiß man ja alles vorher.“ 

Lokführer Volker Krauß und seine Auszubildende in der Lok.
Volker Krauß mit seiner Auszubildenden während einer Fahrt in der Lok.

Bewerber:innen, die Lokführer:in werden wollen, rät der 59-Jährige, sich dieser Arbeitszeiten bewusst zu sein und sich darauf einzulassen. Auch eine gewisse Begeisterung für die Bahn und technisches Interesse mitzubringen sei hilfreich, weiß Volker Krauß. „Es ist eine Herausforderung, die Lok zu beherrschen, aber ich war von diesem Job in all den Jahren nie enttäuscht. Im Gegenteil: Wenn man den Hebel umlegt und sich über 5.000 PS in Bewegung setzen, das ist ein tolles Gefühl – fand auch schon meine Mutter.“

Seinen Ausgleich zum Job findet er bei Fahrradtouren und beim Fußballtraining. „Außerdem haben wir einen Garten, in dem es immer was zu tun gibt. Und wir verreisen sehr viel.“ An seinen Ruhestand denkt der Eisenbahner jedoch noch lange nicht. „Ich möchte fahren, solange der Bahnarzt es zulässt“, sagt er lachend.

Neugierig geworden?

Informationen rund um den Direkt- und Quereinstieg als Triebfahrzeugführer:in (Tf) bei DB Regio Nordost gibt es unter: → bahn.de/brandenburg | → karriere.deutschebahn.com

Text: Josephine Mühln, punkt 3, 27.10.2022